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Wo Schätze gehoben und Diamanten entdeckt werden

Vor zehn Jahren wurde die Frankfurter Domsingschule gegründet. Die beiden Leiter Hermia Schlichtmann und Johannes Wilhelmi haben für ihre Chöre große Hoffnungen – und versuchen derweil, in der Pandemie die Mädchen und Jungen weiter zu motivieren.

FRANKFURT. – Hermia Schlichtmann muss nicht lange überlegen, wenn es um ihren Lieblingsmoment in der Geschichte der Domschule geht. „Für mich war der Höhepunkt der Advent Carol Service 2019“, strahlt die Leiterin. „Diese beiden Auftritte damals im Advent – einer vom Knabenchor, einer vom Mädchenchor – waren einfach so grandios, so brillant, die Musikauswahl so wundervoll. Da sind die jungen Sängerinnen und Sänger über sich hinausgewachsen.“ Jeweils 40 bis 50 Jungen und Mädchen, Harfe, Streichorchester und Orgel: Noch immer ist Schlichtmann hingerissen, wenn sie an diese spektakulären Auftritte denkt. „Damals habe ich zum ersten Mal gespürt und gehört, welche Schätze ich in diesem Chor habe!“
Zehn Jahre gibt es die Domsingschule im September. Und eigentlich würde die Leiterin diesen Meilenstein gerne mit einem großen Geburtstagskonzert samt Orchester feiern. Doch wegen Corona geht das momentan nicht. Denn auch, wenn vielerorts die Kulturbetriebe derzeit wieder anlaufen – das Angebot der Domsingschule richtet sich an Kinder im Alter von fünf bis über 20 Jahren, und viele von ihnen sind noch ungeimpft. „Was Kinder betrifft, sind die Regeln deshalb noch sehr streng; wir sind sehr vorsichtig und verantwortungsvoll“, sagt Hermia Schlichtmann. Das führt dazu, dass nach wie vor in Kleinstgruppen geprobt werden muss, damit der vorgeschriebene Abstand eingehalten werden kann. Glücklich ist die Leiterin, dass bislang fast alle Mädchen und Jungen dabei geblieben sind, auch wenn das Chorleben sich durch die Einschränkungen gründlich geändert hat.

Eine Frankfurter Edition
Um das zehnjährige Bestehen trotz allem angemessen zu feiern, möchten Schlichtmann, zuständig für den Knabenchor, und ihr neuer Kollege Johannes Wilhelmi, Leiter des Mädchenchors, eine Edition mit Notenheften herausgegeben, die speziell für die Domsingschule in den letzten Jahren arrangiert wurden. Die Reihe soll 20 bis 30 Lieder umfassen und noch in diesem Jahr erscheinen.

Hermia Schlichtmann versucht, im Geburtstagsjahr, aber auch generell in der Pandemie, nicht zu sehr an das zu denken, was hätte sein können. Und das wäre eine ganze Menge gewesen. Zum Beispiel erhielten die Chöre der Domsingschule nach ihrem fulminanten Auftritt im Advent 2019 Einladungen nach Ilbenstadt, Bad Nauheim, England und sogar Amerika – doch wegen Corona konnten die Besuche nicht stattfinden. Eine große Enttäuschung für die jungen Gesangstalente. Aber Hermia Schlichtmann und Johannes Wilhelmi versuchen, ihre Mädchen und Jungen zu motivieren, Pläne für die Zukunft zu schmieden und sich derweil auf das zu konzentrieren, was mit Abstand wieder möglich ist – zum Beispiel Auftritte im Dom, in St. Bernhard, St. Leonhard oder Allerheiligen.

Dom bleibt Priorität

Ein Novum für die Chöre, die normalerweise ausschließlich im Dom auftreten. Und eine wunderbare Möglichkeit, trotzdem weiter regelmäßig aufzutreten. Auch wenn vereinzelt Eltern noch zögerlich seien, gebe es zunehmend andere, die sich über die Möglichkeit eines Live-Auftritts freuten. Die Leiterin kann sich vorstellen, das Singen in anderen Kirchen auch über die Pandemie hinaus beizubehalten und den Blick sogar noch ferner zu richten: „Unsere Priorität wird der Dom bleiben, aber darüber hinaus möchten wir auch in anderen Frankfurter Kirchen und in Kirchen außerhalb Frankfurts singen, an anderen öffentlichen Orten – und gerne auch auf Reisen gehen, wenn das wieder möglich ist.“

Etwas anderes, das auch über Corona hinaus erhalten bleiben wird, ist die Gesangsanlage, die während der Pandemie angeschafft wurde, damit die Stimmen der weit auseinanderstehenden Sängerinnen und Sänger gebündelt werden können.

Generell blickt man in der Domsingschule mittlerweile wieder optimistischer in die Zukunft. So berichtet Schlichtmann, sie und ihr Team hätten während der Corona-Monate wahre „Schätze“ entdecken können. „Denn durchs Proben in Kleinstgruppen – 30 Minuten mit nur wenigen Singenden – haben wir jede und jeden menschlich und stimmlich sehr gut kennengelernt und dabei einige Diamanten gefunden“, sagt sie. Und auch die Möglichkeit, acht neue Kantorinnen und Kantoren per Zoom domintern auszubilden und dabei interessante Erfahrungen zu machen, gab es nur aufgrund der Pandemie.

Doch natürlich freut Hermia Schlichtmann sich auf den Tag, an dem der ganz alltägliche Proben- und Konzertbetrieb wieder erlaubt ist – und der Rückkehr der Normalität mit einem wunderbaren Konzert gefeiert werden kann. „Vielleicht können wir dann auch die Einladungen nachholen“, hofft sie.

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